„In Sachen TV-Geld sind wir in der Liste der fünf größten Fußballnationen Europas derzeit Letzter. Von diesem Platz müssen wir wegkommen. Die anderen sind uns davon gelaufen. Wir waren da zu lange passiv“, sagt Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, „Welt Online“.
Diesen Satz sagte Karl Heinz Rummenigge nicht auf der JHV 2015 im Audi Dome, sondern im Januar 2012.
Fast 4 Jahre später ist Rummenigge nicht nur der gleichen Meinung, sondern dieses Thema ist für ihn nun eine Art „Chefsache“, allerdings nicht nur egoistisch, weil er Bayernboss ist, sondern auch ein Problem der Bundesliga bekämpfen will. „Wir brauchen mehr Geld, nicht nur Bayern München, die gesamte Bundesliga braucht mehr Geld“, so Rummenigge auf der JHV.
Nach seinem verbalen Angriff auf das Verhalten der DFL und dem Betrachten des TV-Rechte-Verwertungmarktes ging ein medialer Aufschrei durch twitter, facebook & Co. Allerdings darf man nicht wieder sofort das Thema „Zentral/Einzelvermarktung“ aus der Schublade holen. Denn dazu ist es etwas zu komplex und derzeit eh schwer durchzusetzen, da es durchaus erneut zu einer politischen Sache werden könnte wie Ende der 90er und Mitte der 10er.
Das eigentliche Problem ist nicht Zentralvermarktung (aufgrund der vom Kartellamt vorgeschriebenen „Verbraucherbeteiligung“, sprich zeitnahe Spielzusammenfassung zwischen 18 und 22 Uhr) an sich. Sie ist, so wie es das sogenannte „Lewis-Schmeling-Paradoxons“ im Kern vorsieht. Die Gleich-berechtigung der „Finanziellen Verteilung“, um einer möglichen „Dominanz“, in diesem Fall innerhalb der Bundesliga, zu verhindern. Das will auch Rummenigge nicht zulassen. Was Rummenigge daher wirklich meint, ist ein künftiger „Kampf“ auf dem TV-Rechte-Verwertungmarkt.
Sender wie ARD/ZDF/Regionalsender, die ProSiebenSat1-Mediengruppe, RTL Mediengruppe, oder eben SKY Deutschland machen Umsätze zwischen knapp 2 und 7 Mrd Euro. Ein harter Preiskampf um die mehrjährlichen Rechte der 1.Bundesliga und 2.Bundesliga wäre absolut denkbar. Der ARD ist die Sportschau seit 2013 (bis 2017) ca. 100 Mio Euro wert. Pro Konsumminute weitaus höher als die damals 2013 von SKY gezahlten 485 Mio Euro.
Im Spätherbst beginnen wohl die Ausschreibungen, die Entscheidungen etwa im Mai 2016, über die neue Rechtevergabe der Bundesliga.
Rummenigge erwartet bis zur letzten Entscheidung einen Preiskampf, der letztlich die TV-Gelder hochsteigen lassen könnte. Ob der FC Bayern am Ende anstatt 58 Mio das Doppelte kassiert, könnte vielleicht sogar möglich sein. Ob man dadurch den Premier-League-Klubs entgegentreten kann, ist eher unwahrscheinlich. Denn nicht Manchester City mit ihren Scheichmillionen ist der eigentliche Gegner in diesem Bereich, sondern Klubs wie Stoke City oder West Bromwich Albion. Mit dem neuen 6,9-Mrd-Deal (2016 bis 2019) könnten durchschnittliche Vereine dort, aufgrund der „glamourös“ vermarkteten und verkauften Premier League, wesentlich einfacher Topspieler aus ganz Europa anlocken. Normalerweise würde ein Xherdan Shaqiri, der nur knapp bei Bayern scheiterte, niemals bei Stoke City anheuern. Da muss man schon ehrlich sein.
Vergleich unterschiedlicher Einnahmequellen zwischen 1.Bundesliga und Premier League