Grundsätzlich wurde Weltmeister Benjamin Pavard (23) als „echter Innenverteidiger“ (Ablöse 35 Mio Euro) verpflichtet. Aber er soll wohl, so die aktuelle Vermutung, auch ab und an Joshua Kimmich ablösen. Möglicherweise geplant könnten es etwa 6-7 Spiele pro Saison sein, damit Kimmich „verschnaufen“ kann. Auch als Einwechselspieler für Kimmich dann vorgesehen. Seit 14/15 bestritt Pavard 30 Spiele als RV.
Was aber, wenn Kimmich sich doch mal verletzt und 15-20 Spiele ausfällt, oder noch länger ?
Bisher hat der FC Bayern sich nicht um einen erfahrenen Backup, weder für Kimmich noch für Alaba, gekümmert. Bernat wurde billig zu PSG (wo er stark unter Tuchel spielt) „verramscht“, Rafinha beendete seine FCB-Karriere zuletzt.
Wir haben mal 2 Spiele analysiert, was Pavard als RV draufhat und ob auch offensiv ähnlich wie Kimmich sich mit einbringen kann. Gerade die Offensive, dort gilt Kimmich als der derzeit wohl beste RV in Europa, wenn man allein die Scorerpunkte (19) aus 18/19 zu Grunde legt.
Fangen wir also an:
In der den beiden Relegationsspielen des VfB Stuttgart gegen Union Berlin spielte Pavard den RV alle 180 Minuten lang.
Die Daten liegen wie folgt vor:
Zweikampfquote: Im ersten Match (17 Zweikämpfe) lag sie nur bei schwachen 35,3 %. Im Rückspiel schaffte er 57,1 % (14 Zweikämpfe), was aber den „Normalwert“ widerspiegelt. Kimmich selbst lag im Saisonschnitt 18/19 bei nur 54%, allerdings wechselten Höhen und Tiefen, also sehr wechselhaft.
Im letzten Liga-Match bei S04 schaffte er allerdings starke 73% (11 von 15).
Kopfballduell (Air Duels): 3 von 5 (60%) und einmal 3 von 6 (50%) sind für den 1,86m-Verteidiger noch „ok“. Kimmichs Quote lag 18/19 bei 50%. Man darf erwarten, das Pavard seine Quote auf Nähe von 57-58% stailisieren kann. Javi Martinez (1,90m) lag bei 60%.
Ballkontakte: 85 und 73. Das entspricht ebenfalls den Normwerten. Kimmich selbst liegt erfahrungsgemäß meisten bei über 90 Ballkontakten/Spiel und gilt als wichtigster Anspielpartner aus IV und Mittelfeld.
Passquote: In den beiden Relegationsspielen lag Pavard bei stabilen 88% (Hinspiel) und nur 75% (Rückspiel). Kimmichs Durchschnitt liegt bei knapp 91%.
Sprints: In beiden Spielen zeigte Pavard mit 31 und 28 Sprints seine Sprintfreudigkeit. Kimmich lag einmal bei 38 Sprints, ansonsten war sein Schnitt bei 21/Spiel. Allerdings muss man die Aufgabenverteilung und das jeweilige Stellungsspiel berücksichtigen. Kimmich hat weniger Aktivität als Verteidiger aufgrund der offensiven Spielweise beim FCB als Pavard beim VfB.
Laufdistanz: Mit 11,7 und 11,3 km kombiniert mit den o.g. Sprintwerten zeigt sich eine gewisse Dynamik und Beweglichkeit bei Pavard, die Kimmich recht nahe kommt.
Stellungsspiel: Dort ist er gut, aber noch nicht TOP-Niveau. Gerade dann, wenn der Gegner nun „plötzlich“ und „ungewiss“ in Ballgewinn kommen kann und umschaltet (andere Spielweise und Ballbesitz als beim VfB), muss er sofort parat sein und den Raum richtig wahrnehmen, die Situation schnell antizipieren und handeln. Da muss er nach mehreren übereinstimmenden Meinungen sich noch steigern. Gerade hier ist z.B. ein Kimmich bereits nahe der Weltklasse.
Fazit: Natürlich haben wir hier nur 2 Spiele herausgenommen, aber sie zeigen, das Pavard durchaus den RV zunächst kurzfristig spielen könnte. Der Zweikampfbereich und Stellungsspiel sollte und darf sicherlich verbessert werden. Einziges Problem könnte die „Integration als offensive Variante“ auf aussen im Zusammenspiel (z.B. mit Gnabry) werden. Das wäre dann die Aufgabe von Niko Kovac („Ein toller junge, der den nächsten Schritt wagen möchte.“)
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