So wirklich kann man den Fussballer Thomas Müller nicht beschreiben. fcb-forum.net stellt die Nummer 25 des FC Bayern zum ersten Mal taktisch in der Tiefe dar. Aufgrund unserer jahrelangen Aufzeichnungen von Daten und Spielanalysen haben wir die bisherigen Geheimnisse um die Nummer 13 der deutschen Nationalef offenlegen können. Seit dem Beginn unter van Gaal haben wir Müller analysieren können, in 200 Spielen. Einiges ist sicherlich bekannt, aber vieles nicht und nachvollziehbar. Am Ende zeigt sich, warum Ancelotti einen großen Fehler begeht.
10.März 2009, an diesem Abend feierte Thomas Müller unter Louis van Gaal nicht nur sein CL-Debüt, sondern auch die ersten beiden Scorerpunkte für den FC Bayern. Der Niederländer erkannte eine Besonderheit an Müller, die nur wenige Fussballer auf diesem Planeten haben. Wir bezeichnen seine Grundposition immer als „OA“, offensiver Allrounder. Dort integriert er sämtliche Eigenschaften, die Müller situativ immer wieder abrufen konnte. Unter Druck, ohne Druck.
Raumdeuter
Seine besonderste Fähigkeit sticht heraus, indem Müller eine besondere Orientierungsfähigkeit (Raum-/Ballorientiert) aufweisen kann, dazu die restlichen „6 Koordinationsfähigkeiten“ untereinander perfekt verbinden und nutzen kann, in der jeweiligen Spielsituation. Da interessierte es nie, wie seine Technik am Ball optisch oft ausschaut. Müller ist immer dort, wo er gebraucht wird. Als Lückenreißer, Angriffsstarter, Passgeber an/in der Box, Torschütze.
Müllers Zonen

Müllers Angriffsvariabilität Richtung Box, hier Zusammenspiel mit Rafinha und Götze am 15.Spieltag 13/14
Er ist kein Flügelspieler wie „Robbery“, aber auf kürzerer Distanz (max. 12m) reicht seine Geschwindigkeit (max. bisher 33,1 km/h), um bis zur Grundlinie sich einen Vorteil zu erdribbeln. 2009 setzte van Gaal ihn zunächst im offensiven Zentrum, danach verstärkt aufgrund von kurzfristigen „Robbery“ Verletzungen auch auf die Flügel. Die schnell entstandene Kombi-Fähigkeit „Zentrum/Flügel/Sturm“ nutzte auch Jogi Löw bei der WM 2010, wo Müller mit 5 Toren Torschützenkönig wurde.
Tiefes Umschaltspiel
Müller entwickelte sich weiter als „optimaler Mitspieler im Mittelfeld“, oft ohne Ball, denn hier war er eben aufgrund „Raumnutzung/Lückenreißens“ genauso wichtig wie damals Schweinsteiger, der weit über 100 Ballkontakte lieferte. Die immer gut getimte Umschaltsituation und das Verschieben zwischen z.B. offensivem 8er, falschen 9er, 9er. Das System in der Offensive funktionierte, egal ob bei van Gaal, Heynckes oder Guardiola, oft als 4-1-4-1. Der Platz zwischen 9er und „Robbery“ gehörte grundsätzlich Müller, der 5.Platz neben Müller, später wenn er denn fit war, Thiago oder Götze. All diesen Spielern gab Müller immer wie den Raum zurück, den er quasi Sekunden vorher als „frei“ entdeckte. Müller ist ein beweglicher Fixstern, wo die gegnerische Defensive keine Berechenbarkeit erkennen kann.
Das Problem 4-2-3-1
Ancelotti ist der erste Coach, der das Geheimnis Thomas Müller nicht versteht und anwendet, bzw. anwenden kann. Das Problem ist einerseits das eher defensivere vorsichtigere 4-2-3-1. Alle bisherigen Trainer setzen offensiv noch offensiver, spielten mit den Spielern und Positionen. Ancelotti dagegen liebt eher die feste Position. Durch einen 2.defensiven Mittelfeldplatz (vorher nur ein 6er) und den verbleibenden Flügelpositionen mit „Robbery“ verschwindet der sicherste Feldplatz aller Spieler dieser Welt. „Müller spielt immer“, so der legendäre Satz van Gaals. So löste Guardiola u.a. am 15.Spieltag 2013/14 (siehe Grafik) ein notwendiges 4-2-3-1 in ein schnell veränderbares 4-1-4-1, indem er Thiago und Kroos als „Doppel-Box-to-Box-Spieler“ einsetzte, aber Müller mit Götze offensiv die Freiheiten weiterhin übergab. Strategisch taktisch genial. Oft war Müller der wichtige Ersatz, wenn Robben verletzt war. Gerade mit jahrelangen zentralen Kreativspieler (immer 4-1-4-1, Thiago, Götze, Kroos) Bei Ancelotti nicht zu erwarten, was nun ein Problem für die Einsatzgarantie Müllers unter dem Italiener darstellt.